Fragen, die du als Arbeitnehmer im Bewerbungsgespräch stellen solltest

 

Stell dir vor, du sitzt zum Bewerbungsgespräch im Büro des Unternehmens, in dem Sie wirklich arbeiten möchtest.

Dein Herz schlägt gefühlt schon schneller, deine Hände sind etwas unruhig und dann kommt die Frage an dich.

Nicht bloß: „Warum haben Sie sich beworben?“ sondern ein „Welche Fragen dürfen wir Ihnen beantworten?“.

Du darfst also gezielte Fragen stellen, die deine Gesprächspartner beantworten.

Genau diese Möglichkeit nutzen viele Arbeitnehmer nicht optimal, dabei ist sie deine Chance.

Im Artikel entdeckst du die besten Fragen, die Arbeitnehmer im Vorstellungsgespräch stellen können und einige konkrete Praxisbeispiele.

 

Warum es so wichtig ist, dass du im Vorstellungsgespräch gute Fragen stellst

 

Wenn du gute Fragen stellst, zeigst du Interesse, Professionalität und bekommst gleichzeitig mehr Infos darüber, ob dieser Job wirklich zu dir passt.

Du willst ja nicht nur irgendeinen Job, sondern den richtigen, der gut zu dir passt.

Stell dir vor, du sitzt im Vorstellungsgespräch, dein zukünftiger Chef hat so weit alles gesagt, und meint zum Abschluss „wir melden uns“.

Aber du hast nichts gefragt.

Du gehst raus und später merkst du, dass Arbeitszeiten, Teamgröße oder Weiterbildungsmöglichkeiten gar nicht deinen Erwartungen entsprechen oder noch schlimmer, überhaupt nicht angesprochen wurden.

Wenn du vorher gezielt nachfragst, kannst du Überraschungen vermeiden.

 

Die richtigen Fragen im Vorstellungsgespräch: Drei große Themenbereiche

 

Ich gliedere das in drei Bereiche:

(A) Fragen zum Job und Alltag,

(B) Fragen zum Umfeld und Unternehmen,

(C) Fragen zur Entwicklung und Erwartungen.

Für jeden Bereich gebe ich dir Praxisbeispiele und Fragen an die Hand.

 

A) Fragen zur Tätigkeit und Arbeitsumgebung

 

Diese Fragen helfen dir, den Alltag im neuen Job zu verstehen.

Nicht nur die Stelle ist wichtig, sondern wie du tatsächlich arbeiten würdest.

Überleg dir daher vorab für dich, wie dein idealer Arbeitstag aussieht (z. B. Mischung aus Projektarbeit, Teammeetings, Eigenverantwortung . . .).

Stell dann Fragen, mit denen du prüfen kannst, ob das Unternehmen diese Mischung bietet.

Hier geht es darum, „Was mache ich genau?“ „Wie sieht mein Alltag aus?“ „Was sind meine Hauptaufgaben?“

 

Praxisbeispiel 1:

 

Du fragst: „Wie sieht ein typischer Arbeitstag in dieser Stelle / Position aus?“ oder Können Sie mir beschreiben, wie ein typischer Arbeitstag in dieser Stelle aussieht?“

Warum?

Damit du einschätzen kannst, ob du dich damit wohl fühlst.

Vielleicht meint der Arbeitgeber „viel Routine“ und du brauchst aber die Abwechslung.

Idee dazu: Wenn dir Routine zu wenig ist, kannst du sagen: „Mich reizt besonders, dass ich eigene Ideen einbringen darf. Wie oft kommt das hier vor?“

Wenn du beispielsweise als Marketingmitarbeiter:in einsteigen möchtest, könntest du fragen: „Wie viele kampagnenbezogene Projekte betreut ein Teammitglied durchschnittlich pro Quartal?“

So bekommst du ein realistisches Bild.

 

Praxisbeispiel 2:

 

Du fragst: „Welche Hauptaufgaben sind in den ersten drei Monaten geplant?“ oder auch „Wie lange dauert die Einarbeitungsphase und wie wird sie gestaltet?“

Warum fragst du das?

So bekommst du Einblick, was konkret von dir erwartet wird und nicht nur „irgendwas mit xyz“.

Idee dazu: Falls du merkst, dass viele Aufgaben dich überfordern könnten oder du noch zu wenig Ahnung davon hast, kannst du nach einer Einarbeitung fragen: „Wie ist der Einstieg geregelt?“

 

B) Fragen zum Umfeld und Unternehmen

 

Es geht nicht nur um deine Aufgaben, sondern auch darum, wie das Unternehmen tickt und ob du dort reinpasst, also wie dein Umfeld, das Team, die Kultur zu dir passen.

Denn nicht nur die Aufgabe zählt, sondern auch wo du arbeitest und mit wem.

 

Praxisbeispiel 1:

 

„In welchem Team werde ich arbeiten und wie groß ist es und wer wäre mein direkter Vorgesetzter?“ oder auch „Wer wäre mein direkter Vorgesetzter und wie würden Sie den Führungsstil beschreiben?“

Warum diese Fragen klug sind?

So bekommst du ein gutes Gefühl dafür, ob der Führungsstil zu deiner Arbeitsweise passt, je nachdem ob du lieber selbstständig mit eigenem Gestaltungsspielraum agierst oder klare Vorgaben schätzt.

Wenn der Stil nicht passt, dann kannst du überlegen, ob du dennoch mit dem Umfeld leben kannst oder ob du lieber eine andere Option suchst.

 

Praxisbeispiel 2:

 

„Wie groß ist das Team, mit dem ich zusammenarbeiten würde?“

Warum ist das wichtig?

Ein kleines Team heißt oft viel Eigenverantwortung, ein großes Team heißt eventuell viele Spezialisten. Du brauchst Klarheit.

Wenn du merkst, dass das Team sehr groß ist und du wenig Einfluss hast, kannst du fragen: „Wie wird im Team entschieden, wer welche Aufgaben übernimmt?“

 

Praxisbeispiel 3:

 

„Welche Werte sind dem Unternehmen besonders wichtig?“.

Unterschätze diese Frage nicht, sie zeigt dir, was das Unternehmen antreibt, ob Zusammenarbeit wirklich gelebt wird, wie offen man für neue Ideen ist und welche Verantwortung Mitarbeiter:innen übernehmen dürfen.

So bekommst du schnell ein Gefühl dafür, ob die Kultur zu deinen eigenen Werten passt und ob du dich in diesem Umfeld wohlfühlen würdest.

Was deine persönlichen Werte mit deiner Zufriedenheit im Job zu tun haben, findest du in meinem Blogbeitrag.

 

C) Fragen zur persönlichen Entwicklung und Erwartungen

 

Jetzt geht’s um deine Zukunft.

Du möchtest nicht nur heute gut durchstarten, sondern auch persönlich wachsen und dich weiterentwickeln.

Diese Fragen zeigen, dass du langfristig denkst und auch, welche Erwartungen der Arbeitgeber hat.

Denk darüber nach, was dir wichtig ist: beispielsweise regelmäßiges Feedback, flache Hierarchien oder transparente Kommunikation.

Formuliere deine Fragen so, dass du erfährst, ob das Unternehmen ähnlich tickt.

 

Bewerberin stellt Fragen im Vorstellungsgespräch

 

 

Karriereentwicklung Fragen im Vorstellungsgespräch als Arbeitnehmer

 

Praxisbeispiel 1:

 

„Welche Erwartungen haben Sie an jemanden in dieser Rolle in den ersten sechs Monaten?“ oder auch für Führungspositionen „Welche Ziele sind in den ersten 90 Tagen mit dieser Position verbunden?“

Warum du das fragen solltest?

Du bekommst ein Bild davon, was kurzfristig von dir erwartet wird. Gibt’s nur Routine oder schon Verantwortung?

Wenn die Ziele unrealistisch hoch sind, kannst du das Thema ansprechen, um eine realistische Einschätzung zu bekommen.

 

Praxisbeispiel 2:

 

„Welche Weiterbildungsmöglichkeiten bieten sie ihren Mitarbeitern?“ oder auch „Wie entwickelt sich diese Stelle den nächsten ein bis zwei Jahren weiter und welche neuen Aufgaben könnten dann dazukommen?“

Warum ist das wichtig?

Damit du abschätzen kannst, ob und wie du langfristig wachsen kannst und nicht in einer Sackgasse landest.

Wenn du spürst, dass hier kaum Raum für deine persönliche Entwicklung ist, darfst du dich fragen, ob dieser Arbeitgeber dich wirklich persönlich weiterbringt.

Überleg dir schon im Vorfeld des Gesprächs, wo du in zwei oder drei Jahren stehen möchtest. Frage gezielt nach Entwicklungsmöglichkeiten. Das zeigt Engagement und sorgt gleichzeitig dafür, dass du nicht „stehen bleibst“.

Eine typische Frage dazu wäre auch: „Mich interessiert, wie sich diese Stelle für andere entwickelt hat, also wie lange Kolleg:innen hier normalerweise bleiben, bevor sich für sie ein neuer Schritt ergibt.“

 

Praxisbeispiel 3:

 

„Mich würde interessieren, wie Sie Mitarbeiter im Marketing auf ihrem Weg begleiten. Gibt es Programme oder Unterstützungsmöglichkeiten, die nach einigen Jahren gern mehr Verantwortung übernehmen möchten?“

Diese Frage hilft dir herauszufinden, ob das Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen wirklich wachsen lässt oder ob Weiterentwicklung eher dem Zufall überlassen wird.

Du bekommst ein Gefühl dafür, wie sehr Mitarbeitende begleitet, gefördert und gesehen werden und ob du dir vorstellen kannst, in diesem Umfeld länger zu bleiben.

Es geht nicht gleich zwingend um „Aufstieg“, sondern darum, ob du hier deine Stärken entfalten und deinen eigenen Weg mitgestalten kannst.

 

Häufige Fragen, die dir begegnen und wie du mit deinen Gegenfragen punkten kannst

 

Im Bewerbungsgespräch wirst du vieles gefragt: z. B. „Erzählen Sie etwas über sich“, „Was sind Ihre Stärken und Schwächen?“

Aber du kannst das Gespräch nutzen, um deine Fragen einzuflechten und damit zu zeigen: Ich möchte hier nicht nur reinkommen, ich möchte mich einbringen und persönlich wachsen, mit dem Unternehmen.

Wenn man dich nach deinen Stärken fragt, kannst du ergänzen:

„Eine meiner Stärken ist … und ich würde sie gern bei Ihnen einbringen. Mich interessiert: Woran sehe ich bei Ihnen, dass ich auf dem richtigen Weg bin und meine Stärken gut eingesetzt sind?“

So schlängelst du deine Frage geschickt in die Antwort ein.

 

Fehltritte und worauf du achten solltest

 

  • Vermeide Fragen wie „Wie schnell kann ich befördert werden?“ das ist viel zu früh – das kann ungeduldig wirken.

 

  • Frag nicht im ersten Gespräch direkt nach Gehalt oder Bonus, wenn das Umfeld erst vorgestellt wird. Sonst lässt du dich nicht sofort auf das Geld reduzieren.

 

  • Achte darauf, deine Fragen vorher vorzubereiten und nicht spontan „irgendwas zu fragen“. So wirkst du wesentlich professioneller.

 

  • Hör aktiv zu. Wenn dir im Gespräch Hinweise gegeben werden, greife sie auf und stell Nachfragen.

 

  • Achte auf dein Gefühl: Wenn du in einer Antwort bemerkst, dass etwas nicht passt (z. B. kaum Weiterbildung, starker Überstundenanteil), dann nimm das ernst. Dein Körper weiß meist früher als dein Verstand, ob es passt oder nicht. Du darfst also auf deinen Bauch hören.

 

 

Checkliste Vorstellungsgespräch Fragen Arbeitnehmer

 

 

Dein konkreter Fahrplan zur Vorbereitung auf dein Vorstellungsgespräch

 

1. Recherche: Schau dir das Unternehmen, die Branche und die Stelle genauer an.

 

2. Eine Liste mit 3‑5 Fragen erstellen. Wähle dir jeweils eine pro Bereich (Job Alltag, Umfeld, Entwicklung). Du darfst diese Liste auch gerne zum Gespräch mitbringen.

 

3. Notiere dir Beispiele aus deinem bisherigen Werdegang, die du in Antworten einbauen kannst – z. B. „Hier habe ich … gemacht, deshalb kann ich …“

 

4. Im Gespräch: Stelle deine Fragen, achte auf die Antworten deiner Gesprächspartner, die zu dir passen.

 

5. Nachbereitung nach dem Gespräch: Reflektiere, ob du dich wohlgefühlt hast. Nicht nur fachlich, sondern auch menschlich.

 

 

Blick in deine Zukunft

 

Stell dir einfach mal vor, du gehst aus dem Vorstellungsgespräch raus und weißt genau, was dich erwartet.

Du weißt, wie dein Arbeitstag aussehen könnte, mit wem du arbeitest, wie du dich im Unternehmen entwickeln kannst.

Dieses Gefühl von Sicherheit, von „Ja – das könnte passen“ ist echt unbezahlbar.

 

Wenn du richtig gute Fragen stellst, wirst du nicht nur als Bewerber:in positiv wahrgenommen, sondern als Partner:in im Gespräch.

Du baust Vertrauen auf und das kann den entscheidenden Unterschied machen.

 

Mach diese Schritte für dein Vorstellungsgespräch als Arbeitnehmer

 

Bereite deine Fragen vor.

Gehe ins Gespräch mit Neugier, nicht nur mit „Ich brauche den Job“, sondern mit „Ich will wissen, ob wir zusammenpassen“.

Und wenn ihr zusammenpasst, dann bist du nicht nur ein:e Mitarbeiter:in.

Dann seid ihr ein Match und profitiert beide davon.

So kannst du auch eine gute Entscheidung treffen, wenn du ein Angebot bekommst.

 

Die 7 wichtigsten Skills 2030 und welche Fähigkeiten dich im Job unersetzlich machen, habe ich dir in einem Artikel zusammengefasst.

 

Vorstellungsgespräch Fragen Arbeitnehmer

 

 

Dein nächster Schritt darf leicht sein

Du musst noch gar nicht genau wissen, wohin du willst.

Manchmal reicht es, einfach den ersten Impuls zu spüren und jemanden an der Seite zu haben, der dich unterstützt, deinen persönlichen Weg zu finden.

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Lerne deine Expertin kennen, ich freue mich auf dich.

 

 

FAQ : Häufige Fragen von Arbeitnehmern im Vorstellungsgespräch

 

1. Welche Fragen sollte ich im Vorstellungsgespräch als Arbeitnehmer stellen?
Du solltest Fragen zur täglichen Arbeit, zum Team und Unternehmen und zu Entwicklungsmöglichkeiten stellen.

 

2. Wann im Gespräch ist der richtige Zeitpunkt, meine Fragen zu stellen?
Am besten gegen Ende des Gesprächs, wenn der Personaler fragt „Haben Sie Fragen?“, dann zeigst du Interesse.

 

3. Wie viele Fragen sollte ich vorbereitet haben?
Plane 3 bis 5 gute Fragen vor. Aber nicht so viele, dass das Gespräch überfrachtet wirkt.

 

4. Darf ich direkt über Gehalt und Urlaub sprechen?
Es ist besser, Gehalt und Urlaub erst anzusprechen, wenn der Arbeitgeber das Thema einführt oder im zweiten Gespräch.

 

5. Was mache ich, wenn ich die Antwort auf meine Frage nicht gut finde?
Du kannst höflich nachhaken („Können Sie das genauer erläutern?“) oder das als Entscheidungskriterium nutzen, ob du weiter interessiert bist.

 

6. Wie zeige ich mit meinen Fragen, dass ich gut vorbereitet bin?
Indem du konkret Bezug nimmst auf die Stellenbeschreibung oder das Unternehmen („In Ihrer Stellenausschreibung steht … Wie sieht das in der Praxis aus?“).

 

Brigitte Kleinhenz
Hallo, ich bin Brigitte,

Stärken Mentorin für berufliche Balance und systemischer Coach. Ich begleite Frauen, die merken, dass ihr Job nicht mehr ganz zu ihnen passt und unterstütze sie dabei, ihre leise, kraftvolle Seite neu zu entdecken. Gemeinsam gestalten wir ein Berufsleben, das Sinn macht, guttut und sich echt anfühlt. Schritt für Schritt, ohne alles auf den Kopf zu stellen.

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Fotos: Sabine Kristan und Canva