Eine Bewerbung, die wirklich Türen öffnet, klingt nicht wie alle anderen. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du eine authentische Bewerbung schreibst, deine Geschichte erzählst und selbstbewusst mit Quereinstieg und besonderen Wegen umgehst.
Wie du eine authentische Bewerbung schreibst
Du sitzt an deinem Laptop vor einem leeren, weißen Dokument.
Der Cursor blinkt.
Im Kopf hast du tausend Gedanken: dein Weg, deine Wünsche, all das, was dich als Mensch ausmacht und wer du bist.
Und dann soll daraus ein „sehr geehrte Damen und Herren“-Text werden, der auf eine DIN-A4-Seite passt?
Na logisch fühlt sich das kompliziert an.
Du sitzt da, starrst auf den Bildschirm und denkst: Wie soll ich das alles in ein paar Sätze packen?
Du willst nicht mehr „Ich schick das halt mal ab und hoffe“.
Du willst dieses Gefühl: Die Bewerbung hat wirklich eine Chance. Die kann etwas bewegen. Die kann Türen öffnen.
Nicht, weil jedes Wort perfekt poliert ist.
Sondern, weil sie echt sind.
Weil du dich in deinem Anschreiben wiedererkennst und beim Lesen denkst: Ja, das bin ich.
Ich bin seit vielen Jahre schon als Personalerin tätig und habe tausende Bewerbungen gelesen.
Die meisten sind, ganz ehrlich, ziemlich schnell im Stapel verschwunden.
Und dann gab es die anderen.
Die, bei denen ich kurz gestoppt habe.
Weil da sofort ein Mensch spürbar wurde.
Seine Haltung. Seine Geschichte. Seine echte Motivation.
Genau darum geht es, wie du eine authentische Bewerbung schreibst, die sich wirklich nach dir anfühlt und im Kopf der Person bleibt, die sie liest.
Warum eine authentische Bewerbung Türen öffnet
Eine Bewerbung ist kein Formular, das du „halt mal eben“ ausfüllst.
Sie ist viel mehr wie eine kleine Bühne, auf die du kurz vortrittst und sagst:
„Hi, das bin ich. So arbeite ich. So denke ich. So kann ich euch unterstützen.“
Wenn wir das vergessen, passiert oft genau das:
Viele Anschreiben klingen wie abgespult.
„Hiermit bewerbe ich mich auf die ausgeschriebene Stelle…
Ich bin teamfähig, belastbar und flexibel…“
Das ist nicht falsch.
Aber es ist austauschbar.
Es bleibt kein Bild im Kopf.
Kein Moment, in dem die Person, die deine Bewerbung liest, innerlich denkt: „Ah, spannend. Die oder den will ich mir genauer anschauen.“
Eine authentische Bewerbung macht genau das anders.
Sie zeigt:
- warum du dich wirklich für dieses Unternehmen interessierst
- was dich an dieser Aufgabe reizt
- wie du arbeitest, ganz konkret, nicht nur in Adjektiven
- und wie du mit Themen wie Lücken, Umwegen oder einem Quereinstieg umgehst
Sie ist nicht glattgebügelt.
Sie darf Ecken haben.
Sie darf zeigen, dass dein Weg nicht immer nur geradeaus ging.
Und genau das macht dich greifbarer und interessant.
Stell dir vor, jemand liest dein Anschreiben und kann nach zwei Absätzen sagen:
„Ich habe ein Gefühl dafür, wie diese Person denkt. Ich sehe sie schon bei uns im Team sitzen.“
Genau das ist dein Ziel.
Eine authentische Bewerbung schafft Verbindung, von Mensch zu Mensch, nicht nur von „Bewerber:in“ zu „Unternehmen“.
Und erst, wenn diese Verbindung da ist, öffnet sich eine Tür: eine Einladung zum Gespräch, ein Rückruf, ein „Wir würden Sie gern kennenlernen“.
Eben nicht, weil du dich perfekt verkauft hast, sondern, weil du dich gezeigt hast, wie du bist.
Und genau da setzt du jetzt an.
Wenn deine Bewerbung sich nicht mehr wie eine Pflichtübung anhören soll, sondern nach dir, brauchst du einen Einstieg, der wirklich von innen kommt.
Lass uns jetzt gemeinsam Schritt für Schritt schauen, wie du das hinbekommst.
Schritt 1: Starte dort, wo dein Feuer brennt
Bevor du auch nur ein Wort schreibst, stell dir eine Frage:
Warum will ich genau zu diesem Unternehmen?
Nicht: „Weil es gut im Lebenslauf aussieht.“
Sondern: Was berührt mich an deren Arbeit?
Was finde ich wirklich spannend an dieser Stelle?
Wenn du dein Warum greifbar machst, bekommt dein Anschreiben sofort mehr Tiefe.
Konkrete Fragen, die dir dabei helfen
- Was macht dieses Unternehmen anders als andere?
- Welche Projekte, Werte oder Produkte findest du spannend?
- Wo denkst du: „Da möchte ich meinen Beitrag leisten“?
Beispiel-Formulierung für eine authentische Bewerbung
Statt:
„Ihr Unternehmen hat mich sofort angesprochen.“
lieber so:
„Als ich gesehen habe, dass Sie eine Stelle im Bereich XY ausschreiben, war für mich schnell klar: Genau dort möchte ich mitarbeiten. Besonders Ihre Kampagne zu … (konkretem Projekt nennen)… hat mich angesprochen, weil…“
Du merkst den Unterschied, oder?
Plötzlich sieht die Personalerin: Du hast dich wirklich mit dem Unternehmen beschäftigt.
Praxisbeispiel 1: Berufseinsteigerin mit echtem Warum
Stell dir Anna vor.
Sie ist Berufseinsteigerin. Will ins Marketing und ist frisch mit ihrem Studium fertig.
Sie schreibt:
„Hiermit bewerbe ich mich auf die Stelle im Bereich Online-Marketing. Ich bin kommunikativ, kreativ und arbeite gern im Team.“
Das ist okay. Aber austauschbar.
Authentischer könnte Anna es so machen:
„Im Studium habe ich meine Abschlussarbeit über Social-Media-Kampagnen im Non-Profit-Bereich geschrieben. Als ich ihre Stellenausschreibung gesehen habe, hat mich vor allem ihr Engagement für nachhaltige Projekte angesprochen. Ich möchte mit meiner Arbeit dazu beitragen, dass genau solche Themen mehr Sichtbarkeit bekommen.“
Gleiches Ziel.
Aber jetzt entsteht ein Bild von Anna.
Ihr Weg, ihr Interesse, ihr inneres Feuer.
Schritt 2: Zeig, was dich zum Jackpot macht mit konkreten Beispielen
Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich schon in Bewerbungen gelesen habe:
„Ich bin teamfähig, kommunikativ, belastbar, zuverlässig…“
Das sind nette Wörter. Aber sie beweisen nichts.
In einer authentischen Bewerbung zeigst du deine Stärken über Geschichten.
Klein, konkret und wirklich greifbar.
Frag dich:
- Wann habe ich diese Stärke schon bewiesen?
- Was habe ich genau getan?
- Was ist dadurch besser geworden?
Beispiel: „Ich bin teamfähig und kommunikativ“
Statt:
„Ich bin sehr teamfähig und kommunikativ.“
besser:
„In meinem Ehrenamt im Jugendzentrum habe ich ein Team von zehn Freiwilligen koordiniert. Dabei habe ich gelernt, Konflikte offen anzusprechen, Aufgaben klar zu verteilen und gut zuzuhören, wenn jemand überlastet war.“
Merkst du, wie viel mehr Gesicht die Person bekommt?
Du behauptest nichts, du zeigst es.
Praxisbeispiel 2: Quereinsteiger aus der Gastro
Tom arbeitet seit Jahren in der Gastronomie und möchte in den Kundenservice wechseln.
Variante 1 als Floskel:
„Ich bin sehr serviceorientiert und belastbar.“
Variante 2 ist authentisch und konkret:
„In den letzten acht Jahren in der Gastronomie habe ich täglich mit sehr unterschiedlichen Gästen gearbeitet. Von der Familie am Sonntag bis zur gestressten Business-Gruppe kurz vor Ladenschluss. Ich habe gelernt, auch unter Druck freundlich zu bleiben, schnell Lösungen zu finden und dafür zu sorgen, dass sich Menschen gesehen fühlen. Diese Erfahrung möchte ich in Ihren Kundenservice einbringen.“
Die zweite Variante macht sofort spürbar, Tom ist kein Wackelkandidat, ganz im Gegenteil.
Man sieht, dass er schon jede Menge mitbringt. Umgang mit Menschen, Stress aushalten, Lösungen finden.
Nur eben nicht in der „klassischen“ Bürowelt, sondern aus einem anderen Bereich.
Und genau das kann für ein Team richtig wertvoll sein.
Schritt 3: Quereinstieg und Lücken im Lebenslauf selbstbewusst erklären
Quereinstieg? Lücke im Lebenslauf? Ein Job, der irgendwie so gar nicht in deinen roten Faden passt?
Genau an diesen Stellen hoffen viele, dass es „nicht so auffällt“.
Schreiben möglichst wenig dazu oder formulieren halbe Entschuldigungen.
So nach dem Motto: „Sorry, ich weiß, das sieht komisch aus…“
In einer authentischen Bewerbung drehst du das komplett um.
Du versteckst dich nicht, sondern machst das, was sowieso sichtbar ist, bewusst lesbar.
Du sprichst es klar an. Ohne Drama, ohne Roman, ohne Rechtfertigung.
Und dann zeigst du: Was hat diese Zeit mit dir gemacht?
Was hast du gelernt, entschieden, verändert?
Was nimmst du heute daraus mit in deinen Job?
So wird aus einem vermeintlichen Makel ein Teil deiner Geschichte.
Nicht als Ausrede, sondern als Entwicklung.
Beispiel: Lücke durch Auszeit / Krankheit / Neuorientierung
Statt einfach nur zu schreiben:
„Seit 2025 bin ich auf Jobsuche.“
(was eher nach „häng einfach so rum“ klingt), darfst du konkreter und selbstbewusster werden.
Zum Beispiel so:
„Seit Anfang 2025 habe ich mir bewusst Zeit für eine berufliche Neuorientierung genommen und mich in den Bereichen XY weitergebildet. Jetzt möchte ich meine Erfahrung aus …(bisherigem Bereich)… mit meinem neuen Schwerpunkt …(neuer Bereich)… verbinden und gezielt in Ihrer ausgeschriebenen Position einsetzen.“
Damit wird klar:
Da war nicht „Leerlauf“.
Da war eine Phase, in der du aktiv an deinem Weg gearbeitet hast.
Weiteres Beispiel:
„Nach einer gesundheitlichen Auszeit von sechs Monaten habe ich bewusst entschieden, meinen beruflichen Fokus neu auszurichten. Diese Zeit hat mir gezeigt, wie wichtig mir sinnvolle Arbeit und ein wertschätzendes Miteinander im Team sind. Genau deshalb spricht mich Ihre Stelle im Bereich XY an.“
Beispiel: Quereinstieg
„Nach fünf Jahren im Verkauf habe ich mich entschieden, in den Personalbereich zu wechseln. In meiner Zeit im Vertrieb habe ich gelernt, Menschen zuzuhören, ihre Bedürfnisse zu verstehen und passende Lösungen anzubieten. Diese Fähigkeiten möchte ich nun nutzen, um Bewerber:innen und Führungskräfte im Recruiting gut zu begleiten.“
Du merkst, du entschuldigst dich nicht.
Du erklärst deinen Weg und machst sichtbar, warum er dich stark macht.
Das war übrigens mein Text als ich vor über zwanzig Jahren von der Assistenz im Vertrieb ins Personalmanagement gewechselt bin. 😉
Praxisbeispiel 3: Wiedereinstieg nach Elternzeit
Nehmen wir Lea.
Lea war ein paar Jahre in Elternzeit.
Zwei kleine Kinder, viel Alltag, wenig Schlaf, sehr viel Verantwortung.
Und jetzt sitzt sie vor ihrem Anschreiben und denkt: „Wie soll ich das bitte schön verkaufen? Zählt das überhaupt?“
Allein der Satz „Ich war nur in Elternzeit“ fühlt sich für viele an, als müssten sie sich klein machen. Also schreiben sie irgendwas ganz Neutrales wie:
„Aufgrund meiner Elternzeit habe ich einige Jahre nicht im Beruf gearbeitet.“
Das klingt sachlich.
Aber es zeigt nicht, was in dieser Zeit wirklich los war.
Denn Elternzeit ist kein Loch.
Es ist Leben auf doppelter Vollzeit, denn es endet nicht um 17 oder 18 Uhr.
Lea könnte es zum Beispiel so formulieren:
„Nach meiner Elternzeit mit zwei Kindern möchte ich nun wieder in den Beruf einsteigen. In dieser Zeit habe ich viel organisiert, verhandelt und Prioritäten gesetzt. Fähigkeiten, die ich nun wieder in einem professionellen Umfeld einsetzen möchte. Besonders ihre flexible Arbeitszeitgestaltung und die Arbeit im Team XY passen zu dem, was ich mir für meinen Wiedereinstieg wünsche.“
Merkst du den Unterschied?
Plötzlich ist das keine „Lücke“ mehr, die man irgendwie wegschieben muss.
Es ist ein Teil ihres Weges.
Ein Abschnitt, in dem sie Verantwortung übernommen, mehrere Dinge gleichzeitig jongliert, Grenzen verhandelt und ständig Lösungen gefunden hat. Oft unter Zeitdruck und mit Kind auf dem Arm.
Und genau das darf im Anschreiben stehen.
Es ist okay, wenn dein Lebenslauf nicht aussieht, wie eine gerade Linie.
Dein Weg ist dein Weg.
Und der gehört nicht versteckt, sondern so erzählt, dass sichtbar wird: Hier ist ein Mensch, der etwas erlebt hat und der jetzt bereit ist für den nächsten Schritt.
Wenn du Kinder hast, interessiert dich bestimmt auch, ob du Kinder in der Bewerbung angeben musst.
Dazu findest du einen detaillierten Artikel „Kinder in der Bewerbung angeben? So schützt du deine Chancen im Bewerbungsprozess“
Schritt 4: Öffne die Tür mit einer echten Einladung statt Floskel
Am Ende deines Anschreibens entscheidet sich, wie du aus der Bewerbung „rausgehst“.
Wie du die Tür hinter dir zumachst oder eben offen lässt.
Ganz oft lese ich Sätze wie:
„Über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch freue ich mich.“
Kann man so machen.
Ist höflich. Tut keinem weh.
Aber ganz ehrlich, es sagt nichts über dich.
Da steckt kein Funken drin, kein bisschen von deiner Art.
In einer authentischen Bewerbung darf dein Abschluss so klingen, wie du auch sprichst.
Stell dir vor, du würdest der Person am anderen Ende wirklich gegenübersitzen.
Was würdest du sagen, wenn ihr dieses Gespräch jetzt gleich vereinbaren würdet?
Genau diese Haltung darf in deinem letzten Absatz spürbar werden.
Zum Beispiel so:
- „Ich freue mich darauf, in einem Gespräch mehr über ihre Pläne im Bereich XY zu erfahren und zu zeigen, wie ich diese mitgestalten kann.“
- „Wenn Sie beim Lesen gedacht haben: ‚Die könnte gut in unser Team passen‘, freue ich mich sehr, Sie persönlich kennenzulernen.“
- „Gern erzähle ich ihnen in einem Gespräch mehr darüber, wie ich …(konkrete Stärke) … bisher eingesetzt habe und welche Ideen ich für ihre ausgeschriebene Stelle mitbringe.“
Merkst du, was hier anders ist?
Du bittest nicht leise um eine Chance.
Du gehst in Kontakt und machst ein Angebot.
Du zeigst: Ich habe etwas einzubringen und ich habe Lust auf diesen Austausch.
Damit lädst du ein.
Du klopfst nicht einfach schüchtern an und hoffst, dass vielleicht jemand aufmacht.
Du stehst mit beiden Füßen in der Tür, schaust rein ins Zimmer und sagst:
„Hier bin ich. Wenn sie das Gefühl haben, ich passe zu Ihnen, lassen sie uns reden.“
Genau mit diesem Gefühl darf dein Anschreiben enden.
So bekommst du einen Fuß ins Unternehmen und in dein Vorstellungsgespräch.
Aufbau für dein authentisches Anschreiben
Damit du nicht vor einem leeren Dokument sitzt und denkst „Wo fange ich bitte an?“, hier eine einfache Struktur für ein authentisches Bewerbungsschreiben.
Das ist kein strenger Bauplan, sondern eher wie eine Leitplanke, an der du dich entlang hangeln kannst, wenn du dein authentisches Anschreiben erstellst.
Einstieg mit deinem Warum
Damit startet alles. Frag dich:
- Warum genau dieses Unternehmen?
- Warum genau diese Stelle?
- Was berührt dich an dem, was sie tun?
Statt mit „Hiermit bewerbe ich mich…“ zu starten, knüpfst du lieber da an, wo dich wirklich etwas bewegt.
Vielleicht ist es ein Projekt, das dir im Kopf geblieben ist, ein Wert, den das Unternehmen sichtbar lebt, oder ein Thema, das dich schon länger beschäftigt.
Dein Einstieg darf sich so lesen, als würdest du der Person direkt sagen:
„Deshalb sitze ich gerade hier und schreibe ihnen. Genau darum geht es mir in dieser Bewerbung.“
So wird sofort spürbar: Du schreibst nicht einfach irgendein Anschreiben. Du meldest dich, weil dir genau diese Stelle und dieses Unternehmen wichtig sind.
Verbindung zur Stelle
Im nächsten Schritt zeigst du, dass du die ausgeschriebene Stelle wirklich verstanden hast.
- Was bedeutet diese Aufgabe für dich?
- Was stellst du dir konkret darunter vor?
- Welcher Teil der Rolle reizt dich am meisten?
Hier geht es nicht darum, die Stellenanzeige Satz für Satz zu wiederholen.
Wichtiger ist, dass du in deinen eigenen Worten beschreibst: „So verstehe ich diese Aufgabe. Und genau darauf habe ich richtig Lust.“
Dann merkt die Person die dein Anschreiben liest:
Du schickst nicht einfach eine Standardbewerbung raus.
Du bewirbst dich ganz bewusst für genau diese Stelle und genau dieses Team.
Dein „Jackpot“-Teil
Jetzt kommt der Teil, in dem du zeigen darfst: Deshalb bin ich für diese Stelle ein echter Gewinn und ein Volltreffer.
Ich nenne ihn deshalb gern deinen „Jackpot“-Teil.
Hier geht es jetzt nicht darum, viele schöne Eigenschaften aufzuzählen.
Sondern darum, zu zeigen, wo du schon so gearbeitet hast, wie es in der Stelle gefragt ist. Ganz konkret, ganz greifbar.
Du kannst dir 2–3 kurze Beispiele aufzählen aus:
- deinem aktuellen oder früheren Job
- deinem Studium oder deiner Ausbildung
- einem Nebenjob
- deinem Ehrenamt oder Projekten, die du nebenher gemacht hast
Stell dir dazu ein paar einfache Fragen:
- Wann habe ich schon einmal etwas gemacht, das der ausgeschriebenen Aufgabe sehr ähnlich ist?
- Was genau habe ich in dieser Situation getan?
- Was ist dadurch besser geworden, für Kund:innen, Kolleg:innen, das Team oder das Projekt?
So wird aus „Ich bin zuverlässig und organisiert“ zum Beispiel:
„In meinem Ehrenamt im Verein XY habe ich die Anmeldung für unsere Veranstaltungen übernommen, Teilnehmerlisten geführt und dafür gesorgt, dass alle Infos rechtzeitig rausgehen. So wussten alle, was sie wann zu tun haben und der Ablauf wurde deutlich entspannter.“
Merkst du, was jetzt passiert?
Plötzlich steht da nicht nur ein Wort.
Es entsteht ein Bild von dir in Aktion. Man kann dich fast sehen: wie du etwas anpackst, mit Menschen sprichst, Dinge sortierst, Lösungen findest.
Genau das ist der Effekt, den du im „Jackpot“-Teil brauchst:
Die Person, die dein Anschreiben liest, soll denken:
„Ah, so arbeitet sie. So könnte das bei uns aussehen.“
Und dafür reichen ein paar gut gewählte, kurze Beispiele. Lieber konkret und echt als perfekt und glattgebügelt.
Offener Umgang mit Fragezeichen
Jetzt kommt ein Teil, den viele am liebsten beiseiteschieben würden und genau deshalb ist er so wertvoll.
Das ist der Moment, in dem du die Punkte ansprichst, bei denen du innerlich denkst:
„Hm, da wird sich die Person bestimmt etwas fragen…“
Zum Beispiel:
- du hast bisher etwas anderes gemacht und richtest dich beruflich neu aus
- du hattest eine längere Pause
- du bist von einer Branche in eine ganz andere gewechselt
- dein Lebenslauf hat viele kurze Stationen
Ganz viele Bewerber:innen versuchen, genau das zu verstecken.
Oder sie schreiben es so, dass es sich fast wie eine Entschuldigung liest.
Und genau das brauchst du nicht.
Du musst dich nicht rechtfertigen.
In einer authentischen Bewerbung machst du etwas anderes:
Du nimmst diese Punkte einmal bewusst in die Hand, ordnest sie kurz ein und zeigst, was sie über dich erzählen.
Ein, zwei Sätze reichen oft schon:
- Was war in dieser Zeit wichtig für dich?
- Was hast du gelernt, entschieden, verändert?
- Und wie hilft dir das heute für genau diese Stelle?
So wird aus „Problemstelle im Lebenslauf“ ein Teil deiner Geschichte.
Die Person, die dein Anschreiben liest, muss nicht mehr rätseln oder sich ihren eigenen inneren Film dazu drehen.
Stattdessen spürt sie:
Da ist jemand, der seinen Weg kennt, der hingeschaut hat, der aus seinen Erfahrungen etwas gelernt hat.
Du nimmst der anderen Person das Grübeln ab und du zeigst gleichzeitig, dass du reflektiert bist und deinen Weg bewusst gehst.
Und das macht dich dann auch wieder interessant.
Einladung zum Gespräch
Jetzt ist es wichtig, dass du aus deinem Anschreiben rausgehst und zwar nicht mit einer Höflichkeitsfloskel.
Nicht mit einem Satz, den man in jeder zweiten Bewerbung liest.
Es soll ein Abschluss sein, der zu dir passt und Lust auf ein persönliches Gespräch macht.
Beispielsweise, indem du schreibst, worauf du dich im Austausch freust:
- mehr über ihre Pläne und Projekte zu erfahren
- deine Ideen zu teilen
- zu zeigen, wie du arbeitest und was dir dabei wichtig ist
Damit sagst du im Grunde:
„Ich habe etwas einzubringen. Ich habe wirklich Interesse an dieser Stelle. Und ich freue mich, wenn wir uns darüber persönlich unterhalten.“
So wird dein letzter Satz nicht nur „nett“, sondern eine klare, trotzdem warme Einladung:
Ich bin bereit. Wenn sie ein gutes Gefühl haben, lassen sie uns reden.
Was du mitnehmen kannst
Wenn du diese fünf Punkte nutzt, entsteht ein Anschreiben, das sich nach dir anfühlt – nicht nach einer Vorlage aus dem Internet.
Du tippst nicht mehr nur „irgendwas in schön“, sondern führst die Person Schritt für Schritt durch deine Geschichte:
vom inneren Warum bis zur Einladung, dich kennenzulernen.
Wenn du diese fünf Punkte beherzigst, entsteht ein Anschreiben, das sich nach dir anfühlt und nicht nach einer Vorlage aus dem Internet.
Du tippst nicht mehr nur „irgendwas in schön“, sondern führst den Personaler oder die Personalerin Schritt für Schritt durch deine Geschichte.
Vom Grund, warum du dich bewirbst, über das, was du mitbringst und wie du deinen Weg gegangen bist, bis hin zu einer Einladung, dich kennenzulernen und gemeinsam zu schauen, ob ihr miteinander weitergehen wollt.
Besser geht es nicht.
Häufige Fehler in Bewerbungen und wie du sie ersetzt
Damit deine authentische Bewerbung wirklich etwas ausstrahlt und nicht im „naja-Stapel“ landet, lohnt es sich, ein paar typische Fallen bewusst zu umgehen.
Fangen wir mit einem Klassiker an, den ich als Personalerin immer wieder sehe und sich mir echt die Nackenhaare stellen.
Fehler 1: Zu allgemeine Floskeln
Sätze wie:
„Mit großem Interesse habe ich Ihre Stelle gelesen…“
sind ja nicht falsch, aber sie sagen einfach nichts über dich aus.
Kein Unternehmen erfährt dadurch, warum genau diese Stelle dich anspricht. Es bleibt neutral, aalglatt und austauschbar.
Wenn du so einsteigst, könnte dieser Satz in jeder Bewerbung stehen, für jede Firma, jede Branche und jede X-beliebige Stelle. Und genau das macht es der Person auf der anderen Seite schwer, dich einzuordnen.
Besser ist ein Einstieg, der zeigt, was dich wirklich gepackt hat.
Zum Beispiel so:
„Besonders angesprochen hat mich an Ihrer Stelle, dass Sie im Team XY gerade …(konkretes Thema)… vorantreiben. Genau in diesem Bereich möchte ich mich einbringen.“
Was passiert hier?
- Du nennst etwas Konkretes aus der Stellenanzeige oder von der Website.
- Du zeigst: Ich habe mir das wirklich angeschaut.
- Und du machst sichtbar, wo du andocken möchtest.
Die Person, die deine Bewerbung liest, kann direkt denken:
„Okay, sie hat verstanden, worum es bei uns geht und genau dafür interessiert sie sich.“
So wird aus einer leeren Floskel ein Einstieg, der Verbindung schafft und sofort klar macht:
Du bewirbst dich nicht einfach irgendwo. Du bewirbst dich sehr bewusst hier und auf diese Stelle.
Fehler 2: Nur Aufgaben aufzählen, ohne zu zeigen, was dahintersteckt
Immer wieder lese ich Sätze wie:
„Ich war für die Organisation von Veranstaltungen zuständig.“
Da steht eine Aufgabe, ja.
Aber: Man sieht dich nicht. Kein Gefühl dafür, wie du das gemacht hast. Kein Bild im Kopf.
Es ist ein bisschen so, als würdest du sagen: „Ich war da.“
Spannender wird es, wenn du zeigst, was du konkret getan hast und was dadurch möglich wurde.
Zum Beispiel besser so:
„Ich habe Firmen-Events mit bis zu 250 Gästen geplant und umgesetzt.Von der ersten Idee bis zur Auswertung im Nachgang. Besonders wichtig war mir dabei, dass sich alle Gäste und Referenten willkommen fühlen und der Ablauf reibungslos ist.“
Hier passiert auf einmal ganz viel:
- Man sieht: Da ist Verantwortung drin (bis zu 250 Gäste + Referenten).
- Es wird klar: Du hast den ganzen Bogen im Blick, von der Idee bis zum Abschluss.
- Und man spürt, was dir wichtig ist: dass Menschen sich wohlfühlen und alles rund läuft.
Genau das macht eine authentische Bewerbung aus:
Nicht nur aufzählen, was du gemacht hast, sondern zeigen, wie du dabei unterwegs warst und was deine Arbeit bewirkt hat.
So entsteht beim Lesen ein echtes Bild von dir.
Fehler 3: Lücken einfach verschweigen
Noch so ein Klassiker:
Im Lebenslauf fehlen ein paar Monate oder sogar Jahre und im Anschreiben steht dazu… nichts.
Für dich fühlt sich das vielleicht an wie:
„Oh je, hoffentlich fällt das keinem auf.“
Aber glaub mir:
Menschen, die Bewerbungen lesen, sehen Lücken.
Die Frage ist nur: müssen sie sich etwas zusammenreimen, oder hilfst du ihnen, es einzuordnen?
Wenn du nichts dazu sagst, entsteht schnell ein Kopfkino auf der anderen Seite.
Und genau das macht deine Bewerbung leider schon schwächer, nicht stärker.
Besser ist ein kurzer, klarer Satz, der zeigt: Da war etwas und es hatte einen Sinn.
Zum Beispiel so:
„Zwischen 2021 und 2023 habe ich mich in einer Vollzeit-Weiterbildung im Bereich XY weitergebildet und nebenbei freiberuflich gearbeitet.“
Was daran stark ist:
- Die Zeit ist erklärt.
- Es wird sichtbar: Du warst nicht „einfach weg“, du warst aktiv.
- Und du machst deutlich, was diese Phase mit deinem heutigen Profil zu tun hat.
Du musst keinen Roman dazu schreiben.
Ein, zwei ehrliche Sätze reichen, um eine Lücke zu erklären.
So nimmst du der Person, die deine Bewerbung liest, die Fragezeichen aus dem Kopf und zeigst gleichzeitig: Ich stehe zu meinem Weg und kann ihn gut erklären.
Fehler 4: Zu steif schreiben
Viele Anschreiben starten so:
„Hiermit bewerbe ich mich…“
Klingt korrekt, höflich, sehr offiziell, aber mal ehrlich:
So redest du im Alltag nicht.
Und genau das spürt man beim Lesen.
Wenn dein erster Satz schon nach Beamtendeutsch klingt, ist es schwer, dahinter den Menschen zu sehen, der sich da gerade meldet.
Viel näher dran an dir (und trotzdem professionell) ist zum Beispiel:
„Gern bewerbe ich mich bei Ihnen als XY, weil…“
Da steckt direkt mehr Wärme drin.
Es klingt nach: „Ich hab mir das gut überlegt und ich habe wirklich Lust auf diese Stelle.“
Du darfst in deiner Bewerbung schreiben, wie ein Mensch spricht.
Freundlich, klar, wertschätzend.
Das macht deinen Text lebendig und nahbar.
Und genau das hilft der Person auf der anderen Seite, dich nicht nur als „Bewerbung Nr. 37“, sondern als echten Menschen wahrzunehmen.
Fazit: Deine Bewerbung darf nach dir klingen
Am Ende zählt nur eins, je authentischer du bist, desto leichter entsteht ein ehrliches Match, also eine Passung für beide Seiten.
Eine authentische Bewerbung heißt nicht, dass du alles von dir preisgibst.
Es heißt, dass du sichtbar machst:
- warum du genau diesen Weg gehen willst
- wie du arbeitest
- welche Erfahrung du mitbringst
- und wie du mit Brüchen in deinem Lebenslauf umgehst.
Du wirst merken, wenn du mit dieser Struktur arbeitest, schreibst du nicht mehr nur „irgendein“ Anschreiben.
Du erzählst künftig deine Geschichte so, dass eine Person am anderen Ende sie greifen kann.
Und du schickst deine Bewerbung nicht mehr mit dem Gefühl ab: „Hoffentlich reicht das irgendwie.“, sondern eher mit: „Ja. Das bin ich. So kann ich mich zeigen.“
Probier es bei deiner nächsten Bewerbung aus.
Du wirst merken, wie viel leichter es sich anfühlt, wenn du nicht nur „schön formulierst“, sondern wirklich als du selbst sichtbar wirst.
Und wenn du jetzt dein Anschreiben fertig hast, hilft dir zur Vorbereitung deines Vorstellungsgesprächs mein Artikel „Vorstellungsgespräch: Die besten 18 Fragen, die Arbeitnehmer stellen sollten“
Dein nächster Schritt darf leicht sein
Du musst noch gar nicht genau wissen, wohin du willst.
Manchmal reicht es, einfach den ersten Impuls zu spüren und jemanden an der Seite zu haben, der dich unterstützt, deinen persönlichen Weg zu finden.
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Kontakt zu mir
Fotos: Sabine Kristan und Canva
FAQ: Authentische Bewerbung schreiben
- Was bedeutet eine authentische Bewerbung?
Eine authentische Bewerbung zeigt dich als ganzen Menschen: mit Stärken, Erfahrungen und auch Brüchen im Lebenslauf. Du schreibst so, dass der Text zu dir passt und dein echtes Warum deutlich wird. Nicht nur Standard-Floskeln. - Wie beginne ich ein authentisches Anschreiben?
Starte mit deinem Warum: Warum genau dieses Unternehmen, warum diese Stelle? Nenne ein konkretes Projekt, ein Thema oder einen Wert, der dich anspricht, und zeige so, dass deine Bewerbung wirklich zu diesem Arbeitgeber passt. - Wie kann ich meine Stärken authentisch in der Bewerbung zeigen?
Statt nur Eigenschaften aufzuzählen, erzähl kurze Beispiele aus Beruf, Studium, Nebenjob oder Ehrenamt. Beschreibe, was du getan hast, wie du gehandelt hast und was dadurch besser wurde. So wirkt deine Bewerbung authentischer. - Wie spreche ich Lücken im Lebenslauf in der Bewerbung an?
Sprich Lücken kurz und ehrlich an, ohne dich zu entschuldigen. Erkläre, was in dieser Zeit wichtig war (z. B. Weiterbildung, Familienzeit, Neuorientierung) und welche Stärke du daraus heute mitbringst. - Wie formuliere ich eine Bewerbung als Quereinsteiger:in authentisch?
Zeige, welche Fähigkeiten aus deinem bisherigen Beruf zur neuen Rolle passen, etwa der Umgang mit Kund:innen, Organisation oder Verantwortung. Erkläre kurz deinen Wechselgrund und mach deutlich, warum gerade dieser Quereinstieg für dich Sinn ergibt. - Darf ich persönliche Geschichten im Anschreiben erzählen?
Ja, wenn sie einen Bezug zur Stelle haben und zeigen, wie du arbeitest oder denkst. Eine authentische Bewerbung nutzt kurze, passende Geschichten, um deine Motivation und deine Stärken sichtbar zu machen, ohne dabei zu privat zu werden.








