Ich habe mal gelesen, dass „ich schreiben soll, um zu lernen, wie ich denke“. Nicht nur für uns Introvertierte ist das relativ einfach. Wir tun uns beim Schreiben eher leicht.
Klassisches Tagebuch führen oder „Journaling“, wie es heute oft genannt wird, kann eine wirkungsvolle Methode sein, um deine Gedanken zu sortieren. Es hilft dir, langsamer zu machen und einen Schritt zurück zu treten.
Es gibt dir die dringend nötigte Zeit, um Dinge zu durchdenken und deine „Kreuz- und Quer-Gedanken“ und Gefühle aufzulösen.
Ich habe vor langer Zeit versucht, ein Tagebuch zu führen, wurde aber nicht warm damit und hatte das Gefühl, dass ich es falsch verstanden habe. Also hab‘ ich es schnell wieder aufgegeben.
Heute betrachte ich Journaling anders: Es ist ein Tool für meine täglichen To-Do‘s.
Ich nutze es dann, wenn ich es brauche
Manchmal ist das jeden Tag im Monat, ein anderes Mal nur alle paar Tage. Mal am Morgen, bevor ich richtig in den Tag starte: Auf jeden Fall IMMER bevor ich das Handy zur Hand nehme, um zu sehen, was in der Welt da draußen auf mich wartet.
Und ein anderes Mal am Abend. Dann wird es zum Dankbarkeitsbuch für das, was ich am Tag Schönes erlebt habe.
Es hängt also ganz davon ab, was mehr Aufmerksamkeit benötigt.
Ich schreibe ein Journal, um diejenigen Dinge zu durchdenken, die mich bewegen oder ablenken. Das hat den positiven Effekt, dass ich danach klarer sehe.
Langsam wird es zu einer lieben Gewohnheit und ich habe das Gefühl, endlich zu verstehen, warum es wichtig für mich ist.
„In any given moment, we have two options:
To step forward into growth or back into safety.“
Abraham Maslow
Als Introvertierte beende ich inzwischen meinen Tag viel lieber mit meinem Journal-Buch, anstatt nach der Arbeit noch zu irgendeinem gesellschaftlichen Ereignis zu gehen.
3 Gründe, warum Journaling nicht nur uns Introvertierte unterstützt
1. Es macht dich produktiver
Wenn du morgens, bevor du in den Tag startest dein Journal schreibst und die Worte aus deinem Stift fließen lässt, dann priorisierst du deinen Tag automatisch.
Du schreibst, was dich die Nacht zuvor beschäftigt hat und was dich heute erwartet und wie dein Tag verlaufen wird. Julia Cameron hat in „The Artist’s Way“ geschrieben: Beginne jeden Tag mit drei „Morgenseiten“.
Es gibt dabei kein richtig oder falsch. Schreib‘ einfach drauf los. Du synchronisierst damit deinen Tag und beseitigst geistige Unordnung und nervige Gedanken. Sie halten dich somit nicht mehr ab, dich auf die wichtigsten Aufgaben des Tages zu konzentrieren.
Mich fasziniert immer wieder, was in meinen Journaling-Minuten entsteht. Der Verstand hat noch nicht richtig angefangen zu arbeiten und zensiert sich dadurch nicht selbst.
Ich halte Ideen, Einsichten und Gefühle fest
Wenn ich etwas noch mal tiefer nachdenken will, dann mache ich das schon mal mit einem Hinweisstrich „-“ oder ein Plus „+“.
Diese Hinweise erfordern später „zusätzliche“ Aufmerksamkeit. Es hilft mir, den Verstand zu beruhigen, da ich weiß, dass es sicher aufbewahrt wird und ich später nochmal darauf zurückgreifen kann.
Wenn ich dann in meine Tagesaufgaben starte, bin ich sehr viel fokussierter und dadurch auch produktiver. Nervige Ablenkungen sind beiseitegelegt, weil sie bereits im Journal festgehalten wurden.
2. Es hilft dir, mit anderen zu kommunizieren
Introvertierte stellen oft fest, dass es immer wieder einen gewaltigen Unterschied gibt, zwischen dem, was wir denken, und dem, was wir in Worten ausdrücken.
Ich weiß nicht, wie oft ich mir einen brillanten Monolog im Kopf ausgedacht habe. Und dann, wenn es Zeit ist, ihn in Worten auszudrücken, stocke ich, bis ich dann doch aufgebe.
Die gedachten Worte wollen einfach nicht so aus dem Mund kommen, wie ich mir das zuvor ausgemalt hatte.
Es ist irgendwie frustrierend.
Hier kommt das Journaling ins Spiel. Es ist der hilfreiche „Vermittler“ für uns Introvertierte. Es bringt unsere großartigen Ideen in die Welt (sollten wir sie ausdrücken wollen) und auf’s Papier.
Journaling ermöglicht dir, deine Ideen, Gedanken und Gefühle zu formulieren und dir einen großen Schritt näher zu bringen, damit sie in Sprache umgewandelt werden können.
Sobald ich etwas geschrieben habe, weiß ich, dass ich es jemandem auch sagen kann. Journaling ist die Brücke, die unseren inneren Verstand mit der Außenwelt verbindet.
3. Es beruhigt unser Denken
Ein Merkmal, das uns Introvertierte regelrecht zu plagen scheint, ist das ständige Überdenken.
Natürlich ist Denken ein sehr wichtiger Teil unseres Menschseins. Aber es ist überhaupt nicht förderlich, Gedanken, die Stress in uns verursachen, immer wieder in unserem Kopf zirkulieren zu lassen.
Nur wenn du wirklich präsent bist, und nicht im Kopf oder Verstand herumirrst, kannst du für dich die richtigen Entscheidungen treffen.
Noch ein Fall von „zu viel des Guten“?
Durch das Aufschreiben unserer Gedanken, insbesondere derjenigen, die uns belasten, legen wir automatisch eine Pause ein.
Wenn ich einen stressigen Gedanken aufschreibe, sehe ich oft, wie belanglos das Problem tatsächlich ist. Oder es kommt mir plötzlich eine Lösung, an die ich zuvor mit keinem Gedanken gedacht hatte.
Ich schreibe oft bis ich mich besser fühle oder die Klarheit oder den Handlungsschritt habe, den ich suche.
Manchmal ist es schwer zu verstehen, was ich fühle oder warum ich so fühle. Ich kann zwar nicht die Art und Weise ändern, wie ich fühle, aber ich kann die Art und Weise ändern, wie ich denke.
Journaling ist eine fabelhafte Möglichkeit, meinen Verstand und mein Herz zu entpacken. Ich bekomme die Klarheit, den Kontext und die Distanz, die mir oft fehlt, wenn die Tage mal nicht so laufen.
Es kann auch eine schöne Möglichkeit sein, Ideen genauer zu betrachten und die eigene Wertschätzung für die gelungene Dinge zu vertiefen. Indem ich sie schriftlich dokumentiere, kann ich gute Zeiten noch einmal durchleben und sie mit liebevollen Details bewahren.
Es gibt kein richtig oder falsch
Du brauchst einige Fragen zur Inspiration, die du im Journal beantworten willst? Gerne.
Sie helfen dir zu starten und wenn du es regelmäßig machst, dann fliest es künftig von ganz alleine
- Was macht mich im Moment glücklich?
- Was kostet mich Energie?
- Was steht auf meiner To-do-Liste und wie kann ich sie priorisieren?
- Für welche drei Dinge bin ich heute am dankbarsten?
- Was kann ich wirklich gut?
- Wo stehe ich mir im Moment selbst im Weg?
- Wer unterstützt mich aktuell am meisten?
- Wann habe ich dieser Person zuletzt dafür gedankt?
- Was macht mir Angst und wie kann ihr begegnen?
- Für was bin ich in der Zukunft dankbar? – Schreibe es so auf, als wäre es schon passiert.
- Welches Problem beschäftigt mich gerade? – Worum geht es dabei wirklich?
- Auf welche Leistung bin ich in dieser Woche sehr stolz?
- Worin bin ich wirklich sehr gut?
- Was muss ich loslassen?
- Zu was werde ich nein sagen?
- Was muss ich tun, um mehr Leichtigkeit zu finden?
- Wann fühle ich mich im Flow?
- Welche Dinge machen mir Freude?
- Was möchte ich dazulernen?
- Was ist ein kleines Ziel, das mich außerhalb meiner Komfortzone fordert und fördert?
- Bis wann setze ich dieses kleine Ziel um?
- Was tue ich diese Woche nur für mich?
- Was habe ich in den letzten Tagen dazu gelernt?
- Umgebe ich mich mit Menschen, die mir gut tun?
- Wer raubt mir Energie?
- Was hindert mich daran, Menschen die mir nicht gut tun, aus meinem Leben zu verbannen?
- Was steckt wirklich dahinter? – Was noch?
- Was würde ich tun, wenn ich heute erfahren würde, dass ich nur noch ein Jahr zu leben hätte?
- Welchen kleinen ersten Schritt kann ich noch diese Woche in Richtung dieses Ziels gehen?
- Was will ich wirklich in meinem Leben?
- Heute ist der 31. Dezember dieses Jahres. Was habe ich erreicht? Geschafft? Losgelassen? Verändert?
- Wie sieht mein idealer Tag aus? – Wo bin ich? Was mache ich? Wer ist dabei?
- Was steht meinem Glück im Weg?
- Welche wichtige Lektion habe ich kürzlich gelernt?
- Habe ich Menschen um mich, die das Beste aus mir herausholen?
Persönliches Wachstum bedeutet immer Veränderung, vorübergehende mangelnde Klarheit und all diese verwirrenden, lähmenden, unangenehmen Gefühle, die da auftauchen.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Hektik, das Getümmel und die Mentalität „Ich schlafe, wenn ich tot bin“ leider immer noch in den Vordergrund treten.
Also, wenn dein Inneres dir sagt, dass es Zeit ist, langsamer zu werden und sich nach innen zu besinnen, ist es wahrscheinlich am besten, endlich zuzuhören.
Die große Hilfe, wie ich mich persönlich neu ausrichte und Klarheit finde, besteht darin, durch Journaling Raum zu schaffen, in dem mein Gehirn nur denken und verarbeiten kann.
Oft genug kommt das Leben dazwischen und stellt uns vor neue Herausforderungen
Was zu überwältigenden Gefühlen und mangelnder Klarheit führen kann.
Mein Leitsatz ist es, das Beste aus dem zu machen, was ich unter Kontrolle habe, und alles, was darüber hinausgeht, bleibt dem Universum überlassen.
Indem ich Journaling betreibe, kann ich schnellere Entscheidungen treffen und mit mehr Vertrauen in mich weitermachen
Warte nicht auf den perfekten Job, die perfekte Beziehung oder das perfekte Timing, sondern lebe dein Leben.
Der ständige Wunsch nach mehr, mehr, mehr ist ein sicherer Weg zum Burnout und du verlierst möglicherweise die Schönheit des Lebens aus den Augen.
Journaling wird somit zu einer Art Selbstcoaching
Mein Tipp? Kauf dir ein schönes handliches Buch und fange noch heute damit an, ein Journaling zu schreiben.
Hier drei Beispiele, die ich empfehlen kann (ich empfehle nur, was ich selbst kenne und nutze).
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Dieses Journal habe ich selbst entwickelt. 🙂
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Ich wünsche dir ganz viel Erfolg beim Start deines Journaling
Bildquelle: Canva
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