Der zufällige, spontane Austausch ist durch dieses Handy in unseren Taschen ersetzt worden. Wir kaufen im Supermarkt ein und zahlen online und in vielen Baumärkten brauchst du nicht mal mehr mit einer Kassiererin zu sprechen, du hälst einfach nur deine Karte hin.

Wir sitzen mit gesenktem Kopf in der Bahn und beschäftigen uns eher mit unserem Bildschirm als mit der Person, die uns gegenüber sitzt. Als ich vor einigen Tagen mit der Bahn nach Berlin gefahren bin, war ich baff.

Ich hatte lediglich einen Sitzplatz im Großraumabteil bekommen, das war fast ausgebucht und KEINER sprach. Ich konnte es zunächst nicht glauben und sah mich um.

 

 

Fast alle Plätze waren belegt. Ab und zu hörte ich ein Tastaturklappern von einem Laptop, aber ansonsten starrten alle auf ihre Handydisplays oder hatten den Knopf im Ohr.

Einerseits hat sich die Welt für uns sicherlich weit geöffnet, wenn wir uns schnell mit unseren Freunden verbinden, Newsfeed scannen und Musik hören, während wir gleichzeitig auch noch einen Roman lesen!

Neues Lernen war noch nie so schnell zugänglich.

 

12 Erfolgsstrategien

Lerne wie die Zusammenarbeit in der heutigen, agilen Arbeitswelt für Dich zum Kinderspiel wird, gerade wenn Du eine leise Mitarbeiterin bist.

 

Ich muss mich aber fragen, was wir vermissen, wenn wir spontane Gespräche mit Fremden nicht mehr nutzen. Ich glaube, es ist eine Chance, von anderen und über uns selbst zu lernen. 

Einige Wochen zuvor, als ich in der Bahn unterwegs war, schaltete ich mein Telefon aus. Eine junge Frau kam mit ihrem kleinen Sohn ins Abteil, das regulär für sechs Personen gedacht ist.

Sie erzählte mir, dass sie mit dem Kleinen das erste Mal seit der Geburt bei ihren Eltern in Berlin war. Der kleine Max war bereits fünf Monate alt. Und sie lebt mit ihrem Mann in München. Leider können die Eltern gesundheitsbedingt nicht nach Bayern kommen. Die Fahrt wäre einfach zu anstrengend für ihren Vater. Sie hatte ihre Eltern sehr vermisst.

So hab‘ ich auch erfahren, dass sie ursprünglich nach Berlin geflogen war, aber dem Kleinen war der Flug nicht bekommen, deshalb nahm sie die fast fünfstündige Zugfahrt zurück in Kauf.  

Durch die Zwischenstopps der Bahn und die immer wieder wechselnden Fahrgäste in unserem Abteil wurde es dem Kleinen überhaupt nicht langweilig. Immer wieder gab es für ihn Neues zu entdecken und neue „Spielkameraden“. Und zwischendurch schlief er auch mal kurz ein.

 

Den Menschen zuhören

 

Aus den spontanen, aufmerksamen Gesprächen habe ich viel lernen können.

Meine introvertierte Bibliothekarin Andrea erzählte mir: „Berlin ist eine schwierige Stadt für Introvertierte. Als ich nachts mal nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollte, sondern ein Taxi rief, weil ich total müde war und nach dem Kongress nur nach Hause und weg von den Menschen wollte, traf ich ausgerechnet auf einen sehr extrovertierten Taxifahrer.

Er fing an, mit mir zu reden, was ich meist vermeide, aber ich dachte an deine Worte und wollte „engagiertes Zuhören üben“ und beschloss, es zu versuchen. Wir führten ein wunderbares Gespräch über seine Heimat Korfu und die Schönheit der Insel.“

Andrea fuhr fort, dass sie dankbar sei, dass sie sich die Zeit genommen hat, um zuzuhören um von diesem extrovertierten Fahrer zu lernen.

 

Offen zu sein und deine Welt erweitern

 

Eine Geschichte habe ich noch entdeckt, die ich dir unbedingt erzählen muss.

Ein Barbesitzer in England wollte wieder spontane Unterhaltungen in seine Kneipe zurückbringen. Er war es leid, dass jeder nur über sein Handy hing. Er überlegte, wie er das machen könnte und installierte Kupferdrahtgeflecht in der Decke der Bar und Zinnfolie an den Wänden, um zu verhindern, dass Handysignale in die Kneipe gelangen. „Es hat funktioniert. Ohne Handy reden die Gäste tatsächlich wieder miteinander. Und sie lieben es.“ sagte Taylor, der Barbesitzer.

Es liegt also tatsächlich an uns, die Möglichkeiten zu nutzen, damit zufällige Gespräche wieder stattfinden. Und wir werden nie erfahren, welche Wege sich öffnen können, wenn wir nur am Display unseres Handys kleben bleiben.

 

Bist du auch ein Display-Junkie? Oder legst du dein Handy bewusst weg? Schreib mir gerne einen Kommentar.

 

Brigitte gross 2021
Hallo, ich bin Brigitte. Als systemischer Coach begleite ich Frauen dabei, die todunglücklich an ihrem Schreibtisch sitzen, ihre berufliche Neuorientierung zu finden. Deine Arbeit darf dir Spaß machen, Dich herausfordern und sich sinnvoll anfühlen. Lass uns gemeinsam den Weg dorthin gehen.

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